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Der Rathaussaal

"Kremser Schmidt" 1718 - 1801


Der große Barockmaler Martin Johann Schmidt, der Meister des Hell und Dunkel, schuf seine nachweislich ersten selbständigen Werke in der Stadt Retz.

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Die Kaisermedaillons im Ratssaal zu Retz (1741) sind zur Gänze aus der Hand von Martin Johann Schmidt. Die obigen Bildnisse, Maria Theresia und ihren Gatten Franz Stephan von Lothringen zeigend, sind mit Erzherzogshüten bekrönt. Der Hinweis auf die Kaiserwürde wurde 1745 auf einer Draperie nachgetragen.
Den Auftrag zur "Malung der Ratsstube" in Retz erhielt 1740 "der Maler Gottlieb (Starmayr)". Das Deckenfresko "Vier Jahreszeiten und Allegorie auf die Tugenden der Stadt" schufen Gottlieb Starmayr und Mart. Joh. Schmidt 1741, wie eine Inschrift (hinter dem Kachelofen) aussagt.
Das prächtige Deckenfresko wurde 1948 von Dr. Walliser, Bundesdenkmalamt, restauriert. Der auf der letzten Seite abgebildete Ausschnitt zeigt Chrónos, die personifizierte Zeit. Die Sanduhr soll die Ratsherren an die rasch fliehende Zeit und an die Vergänglichkeit erinnern.

M. J. SCHMIDT ALS RESTAURATOR
Martin Schmidt restaurierte auch die beiden großen Bilder im Ratssaal, wie die Quittung vom 18. Februar 1741 bestätigt: "...renovirter Kaysers Ferdinandi 2. und dero Kayserl. Gemahlin (Eleonore von Gonzaga) beede Stukh in völliger lebens-Grösse..".
Martin Johann Schmidt zum 200. Todestag
Martin Johann Schmidt wurde am 25. September 1718 in Grafenwörth bei Krems geboren und starb - bis zu seinem Tod künstlerisch tätig - am 28. Juni 1801 in Stein/Donau. In die Kunstgeschichte ging der große Barockmaler als "Kremser Schmidt" ein.
Er war sehr vielseitig und schuf - neben dem gewaltigen Werk von über 1000 Altar- und Tafelbildern - auch zahlreiche Fresken, Zeichnungen, Radierungen sowie Entwürfe und Vorlagen für Stiche.
M. J. Schmidt hatte keine umfassende akademische Ausbildung, wurde aber - in Anerkennung seiner Leistungen - 1768 in die kaiserliche Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen. Er war ein Autodidakt, lernte bei seinem Vater und - vor allem das Handwerkliche - bei Gottlieb Starmayr. Der junge Künstler orientierte sich an großen Vorbildern - die Einflüsse von Paul Troger und Daniel Gran sind im Frühwerk erkennbar - und an italienischen und  niederländischen Schulen.
Intensiv beschäftigte Schmidt sich mit Rembrandt und dessen Hell-Dunkel-Technik. Die öfters verwendete ehrende Bezeichnung "Österreichs Rembrandt" trifft nur teilweise zu, denn Kremser Schmidt entwickelte eine höchst eigenständige Malweise und perfektionierte seine eindrucksvolle Licht- und Schattenführung. Sein persönlich tief religiöses Empfinden und seine häufig geistlichen Auftraggeber prägten die unverwechselbare Eigenheit seiner Kunst und seiner Ausdruckskraft. Die Bilder des Martin Johann Schmidt sprechen daher auch heute den Betrachter unmittelbar und sehr tief berührend an.

Erstes selbständiges Werk in Retz
Die Stadt Retz ist stolz darauf, das nachweislich erste selbständige Werk des "Kremser Schmidt" zu beherbergen - die "Kaisermedaillons" im Retzer Ratssaal (1741).