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Die Dreifaltigkeitssäule

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden in vielen Städten, die bis dahin vorwiegend protestantisch waren, nach dem Vorbild von München, Marien-Säulen errichtet, oder aber zeitlich etwas später, nach den siegreich beendeten Türkenkriegen, Dreifaltigkeitssäulen. Dazu kam (1729) die Heiligsprechung von Johannes von Nepomuk, ein Heiliger, der sich großer Beliebtheit erfreute und seinen Standort vor allem an Wasserläufen oder Brücken bekam.

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  Auch Retz schloß sich dieser Mode an.

Jakob Barth, Tischlermeister in Retz, der dann auch die Einrichtungen der Rathauskapelle schuf, hatte das Gespür für Kunst. Er schnitzte die Modelle für die Figuren und er dürfte auch den Entwurf für das Monument geschaffen haben. Kriegszeit war. Maria Theresia mußte ihr Österreich erst wieder erkämpfen. Nach dem Tode ihres Vaters Kaiser Karl VI., war Preußen unter König Friedrich II. in Schlesien und Böhmen eingefallen, die Bayern in Oberösterreich und Tirol, Frankreich wollte die Niederlande.

1741 waren Franzosen und Bayern in Linz. 
1742 stand König Friedrich von Preußen in Retz. Alles schien verloren!
Doch im Februar 1742 war München von österreichischen Truppen besetzt.

Und wenn auch Schlesien letzten Endes doch an Preußen fiel, Österreich und Böhmen blieben österreichisch! Mit diesem politischen Hintergrund schuf man in Retz 1744 eine Dreifaltigkeitssäule. Der Freudentaumel Österreichs ist an dieser Säule spürbar. Ist die Maria (Südseite) denn die heilige Muttergottes? Am Kopf eine Krone, das Szepter in der Hand: eine jugendliche Königin, eine Siegerin.

Ist das nicht der Habitus der Maria Theresia?

Hier, auf der Dreifaltigkeitssäule mußte man aber auch jenen Heiligen huldigen, die zur Zeit der Befreiung der Heimat bei der Dreifaltigkeit Fürsprache hielten, göttliche Hilfe erflehten. Johannes Nepomuk für Böhmen, der hl. Florian für Österreich und der Stadtheilige Placidus für Retz. Der Erzengel Michael, auf der Säule noch unter der Dreifaltigkeit stehend, mit dem Flammenschwert die Gerechtigkeit symbolisierend, auch er hatte im Himmel seinen Beitrag geleistet. Er trägt ein Kaskett, einen militärischen Lederhelm.

Brauchte auch er während des Krieges Kopfschutz?

Die Ausführung der Steinmetzarbeiten lag in den Händen des Eggenburger Meisters Ferdinand Steinböck und die Statuen schuf der Retzer Bildhauer Philipp Sturm. Jeder Engel ein sprechendes Kunstwerk!

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Die hl. Maria im Habitus der "Kaiserin"?
Also ein politisches Denkmal!