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Das Schloss

Bei der Stadtgründung im Jahr 1279 wurde der ursprünglich in der Nähe der Burg liegende Meierhof als dritter Eckpfeiler der g21-schloss1.jpgStadt in den Bereich des heutigen Schlosses verlegt. Unter Nikolaus Bethlen, der nach der Übergabe der Stadt an König Mathias Corvinus im Jahr 1486 Stadthauptmann und Burggraf war, begann man, das "neue" Schloß anstelle des Meierhofes im spätgotischen Stil zu bauen, worauf auch heute noch die Schneckenstiege und die unteren Räume verweisen. Nach der Trennung der Herrschaft Retz von der Grafschaft Hardegg 1495 wurde das Schloß vorwiegend von Pflegern und Beamten bewohnt. Unter der Herrschaft der Eizinger (1513-1547) war wieder vom Ausbau die Rede und auch unter Freiherrn v. Krausenegg, unter dessen Verwaltung das Schloß nach 1601 stand, gab es Pläne zu einem Schloßneubau. Sie kamen jedoch nicht zur Ausführung und nach seinem Tod verfiel das Haus und wurde fast gänzlich unbewohnbar.

1630 erwarben die Grafen Hoyos die Herrschaft Retz, mußten jedoch über dreißig Jahre einen Prozeß führen, da die Besitzverhältnisse nicht eindeutig geklärt waren. Aus diesem Grund blieb das Schloß weiterhin unbewohnt und der Verfall schritt unaufhörlich voran. Erst 1663, nachdem der Prozeß zu Gunsten der Familie Hoyos entschieden worden war, begann man mit dem Umbau im Stil der Spätrenaissance.

Schon 1672 wurde der Bau des Hauptgebäudes, das sich nun stärker von den Hofflügeln absetzte, vollendet. Die schloßmäßige Ausgestaltung des Hofes dauerte jedoch noch bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit sind heute noch die breite Stiege und einige bemerkenswerte Zimmerdecken erhalten, wohingegen man von der Kapelle keine Spur mehr findet. Bekannt ist nur, daß für sie am 5.9.1687 eine päpstliche Meßlizenz erteilt wurde. 1709 erwarb der kaiserliche Hof-, Kriegs- und Finanzrat Konstantin Josef v. Gatterburg die Herrschaft Retz und mit ihr das Schloß. 1711 ließ er den Schüttkasten bis an die Stadtmauer ausbauen und begann 1712 mit der Barockisierung des Hauptgebäudes. Aus diesem Jahr stammt auch das Türmchen, in dessen Turmknauf eine Gedenkschrift eingeschlossen wurde, die lautet:

Allerhöchstem Gott ewige Ehre in der Höhe.
Dieser Turm gesetzt war 1712tem Jahr,
als Carolus Kaiser war,
er lebe lange, lebe viele Jahr.
Er regiere stets ohne Gefahr!
Seine Untertanen auch bewahr!
Gütigster laß es sein wahr!
Meister Leonhard Sauer, solcher Höhe Erbauer
Konstantin Josef v. Gatterburg,
Herr der Herrschaft Retz, Zwölfaxing, Pellendorf.
Er solchen Turm hat lassen neu aufheben,
Gott gebe ihm wie Seinigen langes Leben.
An Feuer's Grimm, Blitz, Donner als allen Graus
Erdebeben samt Wasserfluten bleiben noch aus,
Christ der Welterlöser gieb!! Amen.

Nach 1793 wurden aus der Kapelle und dem Gang im 1. Stock Zimmer geschaffen, die Gänge im 2. Stock und im Erdgeschoß, wo sich auch heute noch ein 25 m tiefer Brunnen befindet, blieben erhalten. 1837 wurde der Zwinger, der schon in den Jahren zuvor von der Stadt gepachtet worden war, gekauft und gärtnerisch gestaltet. Im Jahr 1848 wurde vom österreichischen Kaiser Ferdinand I. die "bäuerliche Unterthänigkeit" und somit Zehent und Robot abgeschafft. 1860 gründeten die "ehemaligen gräflich v. Gatterburg'schen Unterthanen" einen Verein, dessen Zweck ein "geselliger, besprechender und unterhaltender" sein sollte. Dieser Verein besteht auch heute noch als Graf "Gatterburg'scher Unterthansverein".

Seit der Barockisierung blieb das Schloßgebäude weitgehend unverändert, wenn es auch mit Ende des 2. Weltkrieges von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und teilweise auch beschädigt wurde. Es erinnert daher bis heute ebenso wie der oben erwähnte Verein an längst vergangene Zeiten, obwohl man versucht, es behutsam und ohne die historische Substanz zu zerstören den Anfordernissen der heutigen Zeit anzupassen. So wurde beispielsweise der ehemalige Schüttboden an der Nordseite des Schloßhofes im Jahr 1990 zu einem Saal für das angrenzende Schloßgasthaus umgebaut und dient nun als Fahrrad Museuum.

(Das Schloß ist Privatbesitz. Es ist daher bei Stadtführungen nicht zu besichtigen.)

Quelle: Chronik des Schlosses
Verfasser: Matthias Suttner Gatterburg